Wie FDP-Politikerin Strack-Zimmermann mit Kurt Krömer auskommt
„Die Studio-Kulisse von ‚Chez Krömer‘ ist ein Verhörraum, und Gastgeber Kurt Krömer ist dafür bekannt, dass er mit seinen Gesprächspartnern nicht zimperlich umgeht. Freilich: Ähnliches kann man seit Jahren auch über FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann sagen, egal ob sie in einer Düsseldorfer Ratssitzung das Wort hat, im Deutschen Bundestag oder in einer der TV-Runden, zu denen sie immer häufiger eingeladen wird.
Sicher auch deshalb, weil sie in diesen Runden nicht zur Vorsicht neigt, sich damit nicht nur Freunde macht, aber manchmal gelingt auch das: ‚Warum sind Sie mir sympathisch, aber auch bei der FDP?‘, fragt Krömer nach zwei Dritteln der Sendung (und Gesprächen über Klimaschutz und Ladendiebstahl) erstaunt: ‚Da stimmt doch was nicht.‘
‚StraZi‘ und das Fernsehen aber: Das passt. Ende 2018 veranstaltete ‚Heute-Show‘-Reporter Lutz van der Horst unter Politikern im Bundestag ein Bahn-Quiz – die frühere Düsseldorfer Bürgermeisterin, da noch nicht so omnipräsent, zog ungeniert vom Leder, zeigte vor laufender Kamera den ausgestreckten Mittelfinger und erntete Applaus. Wenige Monate später fragte sie den Reporter bei einer Umfrage zum Wehrdienst: ‚Haben Sie gedient?‘ und quittierte das ‚Nein‘ mit einem knappen: ‚Altes Weichei‘. Bei eingeschalteter Kamera ist sie also im wesentlichen so, wie sie die Düsseldorfer längst kennen; scharfzüngig, deutlich, oft auf den Punkt, manchmal ein wenig darüber hinaus.
Inzwischen sind es längst auch die politischen Talkshows, in denen die Expertise der Marie-Agnes Strack-Zimmermann gefragt ist, mindestens ebenso aber ihre Pointiertheit und ihr recht ungezügeltes Temperament. Bei Markus Lanz ist die FDP-Frau regelmäßig zu Gast, auch nachdem sie ihm im Juni entgegengehalten hatte: ‚Sie unterbrechen wirklich immer. Machen Sie das zu Hause bei Ihrer Frau auch so?‘. Als es bei Lanz im September um die Koalitionsverhandlungen ging, befand sie: ‚Kevin Kühnert ist nicht die hellste Kerze auf der Torte der Sozialdemokraten.‘ Wohl kein Satz aus der Sendung wurde häufiger zitiert. Auch bei Maischberger diskutierte sie über die Koalitionsverhandlungen, bei Anne Will forderte sie vor einigen Tagen unter anderem eine bessere Aufklärung über das Impfen in den sozialen Netzwerken.
Auch für TV-Geübte aber kann ein Auftritt bei Chez Krömer eine Herausforderung sein. Strack-Zimmermann hat sich offenbar entschieden, sofort in die Offensive zu gehen. Als Krömer also zu Beginn wissen will, wie er an seine Booster-Impfung kommt, bietet sie an: ‚Ich kann sie auch gerne mit meiner Frauenärztin bekanntmachen.‘ Als er die Motorradfahrerin auf das Thema Klimaschutz anspricht, lächelt sie süffisant: ‚Muss ich da mitmachen?‘ Üblicherweise äußert sie sich zu dem Thema differenzierter, aber an diesem Abend entscheidet sie sich für die Breitseite – so ausdauernd, dass Krömer irgendwann gesteht, Angst vor ihr zu haben, ‚weil Sie so schnippisch sind‘. Es wird vertraulich: Beide gestehen einander, schon einmal etwas gestohlen zu haben – Strack-Zimmermann als Schülerin eine Tüte Treets, Krömer einen Labello.
Beim Thema Krieg werden beide ernst, der Moderator und die Verteidigungsexpertin: Krömer will wissen, wie man Kindern erklären soll, warum Töten nötig sei: ‚Töten ist nicht nötig, Verteidigung ist nötig‘, sagt Strack-Zimmermann. Die Frage, ob es sich lohne, Werte zu verteidigen, sei eine schwierige. Das Thema Cannabis dagegen schreit geradezu nach Lockerheit – die Politikerin bietet an, Krömers Kindern zum 18. Geburtstag ‚eine Tüte‘ zu bringen: ‚Bis dahin ist die legalisiert.‘ Und die Dauer-Frage nach einem Minister-Amt? Da wiegelt sie ab wie stets, und nun war sie ja auch bei Krömer: ‚Wer hier reinkommt, ist verloren.‘“
Artikel von Nicole Lange