Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann

Trump zeigt, wo er wirklich steht

Symbolbild von Aaron Kittredge via Pexels

Niemand hat wohl ernsthaft geglaubt, dass Donald Trump sein Versprechen einlösen und den Krieg gegen die Ukraine am ersten Tag nach seinem Amtsantritt beenden könnte. Doch die augenscheinliche Weigerung des US-Präsidenten, auch nur den geringsten Druck auf Russland auszuüben, ist aus ukrainischer und europäischer Sicht frustrierend. Weder verhängt die Trump-Regierung neue Sanktionen gegen Russland, noch stellt sie der Ukraine neue Waffenlieferungen in Aussicht. Stattdessen scheint Trump das Interesse an dem Konflikt zu verlieren und nach einem Ausweg für sich zu suchen.

Aber welche Motive treiben Trump an? Folgt seine Politik gegenüber Russland einer Strategie? Und wenn ja, welcher? Diese Frage hat t-online Experten aus verschiedenen Fachbereichen und Parteien gestellt. 

Strack-Zimmermann: „Alles, was wir über den US-Präsidenten wissen, ist, dass wir nichts wirklich wissen, da sein politisches Ziel im Unklaren bleibt. Er hat inzwischen erkennen müssen, dass seine Ankündigung den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine bis heute – geschweige denn in 24 Stunden – nicht beenden konnte. Nach den Telefonaten zwischen Trump und Putin, den Treffen der US- und der russischen Delegationen unter Leitung der jeweiligen Außenminister und dem öffentlichen, unschönen Druck auf Präsident Selenskyj im Weißen Haus, wird er wahrnehmen, dass Putin an einem Frieden null interessiert ist. Denn seitdem der Präsident mit Putin spricht, haben die Angriffe auf die Zivilbevölkerung in der Ukraine drastisch zugenommen. Das kann nicht spurlos an Trump vorbeigegangen sein. Sein unberechenbares Verhalten und seine immer wiederkehrenden Botschaften in den sozialen Netzwerken sind vor allem für die Ukraine, aber auch für uns problematisch, weil nicht einschätzbar. Einzig deutlich ist, dass der Präsident, wie seine Vorgänger auch, klare Ansprüche an Europa hat, ihren verteidigungspolitischen Pflichten endlich nachzukommen.“