PODCAST | "Also gut, ich bin eine Feministin"

„ ‚Ich bin 63 Jahre alt und in 35 Minuten geläutert worden.‘
Das, liebe Leserinnen und Leser, sagte mir die Verteidigungspolitikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, nachdem wir soeben unser Gespräch für den Achten Tag aufgenommen hatten.
Wir haben ein lebhaftes, ein aufschlussreiches und ein in Teilen wirklich komisches Gespräch über das Frausein in der Politik geführt.
Wie ist es wirklich als Frau in der Politik, insbesondere in der Männerdomäne Verteidigungspolitik?
Ist das überhaupt noch bemerkenswert?
Am Ende unseres Gesprächs habe ich die Liberale gefragt, ob sie eigentlich Feministin sei. Sie verneinte:
‚Nein, ich würde mich als solche nicht bezeichnen, wenngleich ich weiß, dass junge Frauen mich durchaus so bezeichnen würden. Das Wort Feminismus ist in meiner Generation ziemlich verbrannt.‘
Sie erklärte mir ihre Beweggründe, ich konnte ihre Argumentation nachvollziehen – allerdings widersprach ich ihrer Schlussfolgerung. Und siehe da:
‚Ja, die Selbstkritik, die nehme ich an, was Sie gerade sagen. … Also gut, ich bin eine Feministin. Ich nehme das jetzt mal an und ich definiere das in die Neuzeit.‘
Wie es zu dieser Kehrtwende kam, hören Sie in diesem Achten Tag, in dem noch sehr viel mehr auf Sie wartet.
Marie-Agnes Strack-Zimmermann beschreibt, in welchen Momenten sie männlichen Parlaments-Kollegen ‚verbal direkt auf die Zwölf‘ gebe, wo sie Rückschritte in der Emanzipationsbewegung sehe und warnt vor dem zu schnellen Verweis auf Misogynie, wenn Frauen kritisiert werden.
Prädikat: Manchmal lohnt sich eine Ausnahme von der Regel, keine Politikerinnen und Politiker einzuladen.
‚Ich gehöre nicht zu denen, die ständig reflektieren, ich bin Frau und da ist der Mann und deswegen muss ich irgendwie besonders rustikal sein, um aufzufallen. Doch mir fällt auf, dass es Kollegen gibt im Deutschen Bundestag, die Frauen gegenüber eine bestimmte Attitüde haben.‘
‚Wir saßen ja gewissermaßen Stuhl an Stuhl neben der AfD, und wenn Kolleginnen ans Mikro gingen, kamen da häufiger Bemerkungen, die ich unerträglich fand.‘
‚Junge Frauen sind schnell im Visier der Typen, die es immer noch nicht verkraftet haben, dass sie es in der Politik mit Männern und Frauen zu tun haben.‘
‚Ich beobachte mit Besorgnis, dass auch junge Männer diese Attitüden von ihren Vorbildern und Kollegen übernehmen. Und da muss man direkt, das erlaube ich mir in diesem Podcast zu sagen, da muss man denen verbal direkt auf die Zwölf geben.‘
Doch steckt auch Frauenhass überall drin, wo er vermutet wird?
‚Politische Angriffe werden schnell persönlich genommen, nach dem Motto: Das sagt er ja nur, weil ich eine Frau bin. Davor warne ich.‘
‚Selbst wenn er das sagt, weil man eine Frau ist, würde ich diesen Ball, der da einem entgegengeschleudert wird, nicht aufgreifen, sondern es politisch beantworten. Frauen sollten sich nicht selbst reduzieren auf das Geschlecht.‘
‚Das sollte man einfach abschütteln und sich als Persönlichkeit sehen, die eine Meinung hat und die sich auch mal einen fängt, wenn sie politisch ist.‘
Hören Sie dieses Gespräch – auf ThePioneer.de, in unserer The Pioneer-App und auch in Ihren Lieblings-Podcast-Apps.“
Podcast von Alev Doğan