INTERVIEW | Strack-Zimmermann: "Wir sind noch nicht im Krieg, aber auch nicht mehr im Frieden"

Frau Strack-Zimmermann, was muss das Ergebnis des EU-Sondergipfels zum Thema Verteidigung sein?
Dass Europa mehr unternehmen muss, wissen wir schon lange, aber angesichts der akuten Bedrohungslage müssen jetzt auch Taten folgen, also eine klare Selbstverpflichtung. Dabei geht es nicht nur um die Nato-Ziele bezüglich der Finanzierung. Mindestens genauso wichtig ist es, dass die Mitgliedsstaaten ihre nationalen Kompetenzen mit der EU zu teilen bereit sind und in eine gemeinsame Beschaffung von Militärgütern einsteigen.
Hat da nicht jedes Nato-Land andere Vorstellungen?
Natürlich gibt es in Südeuropa ein anderes Bedrohungsszenario als im Nordosten der EU oder gar in den baltischen Staaten. Aber die Roadmap der Nato zeigt sehr deutlich auf, was Europa braucht, um Angriffe abzuwehren. Dabei geht es nicht ausschließlich um einen ballistischen russischen Angriff, sondern auch um die hybriden- und Cyber-Angriffe, die bereits seit Jahren gegen uns stattfinden.