Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann

"Die Rauflustige"

MASZ Portrait

„Als die FDP 2013 aus dem Bundestag flog, zerlegte sich die damalige Parteispitze mit Intrigen. Auch deshalb üben sich viele in der Partei in Loyalität zu Lindner. Und suchen nach Erfolgen. Einen soll Marie-Agnes Strack-Zimmermann erzielen, sie will Oberbürgermeisterin ihrer Heimatstadt Düsseldorf werden, der Landeshauptstadt des bevölkerungsreichsten Bundeslandes Nordrhein-Westfalen. Mitte September wird gewählt.

Schon rein äußerlich sticht sie heraus. Wo sich unter den aktuell 709 Bundestagsabgeordneten viele Stefans in Anzügen tummeln, bildet sie mit ihrer grauen Kurzhaarfrisur und dem häufig bis ganz oben zugeknöpften Blusenkragen einen Kontrast. Sie wirkt streng, aristokratisch, vor allem ist sie: sichtbar, und das ist gewollt.

Alle Parteien haben maskottchenhafte Leute in ihren Reihen. Nicht jene, die qua Amt oder Funktion wichtig sind, sondern Charakterköpfe, die vom klassischen Politikertypus abweichen. In der FDP besetzt Strack-Zimmermann diese Rolle. Wenn jemand den Begriff rauflustig buchstäblich verkörpert, dann sie: raufen und lustig.

In Düsseldorf stellt sich Strack-Zimmermann nun zur Oberbürgermeisterwahl. Es ist Mitte Juni, bei einem Spaziergang zeigt sie ihre Stadt. Sie spricht jetzt viel über Stadtplanung. Die Rheinterrassen etwa, die würde sie gerne verlängern, Wirtschaftsförderung stärken, typische FDP-Themen. Sie spricht aber auch von Wohnungsnot und fehlenden Kitaplätzen. Düsseldorf ist wohlhabend. ‚Ein Drittel unseres Haushalts geben wir für Soziales aus‘, sagt sie, so viel wie keine andere Stadt sei das. Daran will sie anknüpfen. Als Sozialliberale würde sie sich nicht bezeichnen, sagt sie − sieht es aber als Kompliment, wenn andere sie so nennen.

Wird sie tatsächlich zum Stadtoberhaupt gewählt, will sie ihr Bundestagsmandat niederlegen. Falls nicht, will sie 2021 nochmal für den Bundestag kandidieren. ‚Die Düsseldorfer haben die Wahl, mich als ihre OB ins Rathaus zu wählen oder mich weiterhin als ihre Abgeordnete in Berlin zu erleben‘, sagt sie. Deshalb ist ihre Geschichte die eines Erfolges – und auch eine seltsame: Die Umstände katapultieren eine Kommunalpolitikerin in den Bundestag, dort fällt sie auf, man hört ihr zu, sie kommt an.“#

Artikel von Daniel Godeck