Das alte Zeitenwende-Schauspiel klappt nicht mehr
Ein beliebtes Mantra im Ukraine-Krieg lautet: „As long as it takes“ – „so lange wie nötig“. Verteidigungsminister Boris Pistorius benutzt es gerne, auch der Bundeskanzler. Dabei gehörte zu dieser Erzählung grenzenloser deutscher Unterstützung von Beginn an auch ein wiederkehrendes Zeitenwende-Schauspiel. Doch beim neuen medialpolitischen Evergreen „Taurus“ treibt Olaf Scholz dieses Theater zu weit: Jenem Marschflugkörper der Bundeswehr, der bis zu 400 Kilometer weit fliegen und tief in russischem Territorium einschlagen kann.
Auch diesmal zögert der Bundeskanzler schmerzhaft lange, und auch diesmal treiben ihn seine Kritikerinnen und Kritiker voran. Aus dem Kanzleramt heißt es aktuell: Die Lieferung der weitreichenden Waffensysteme stehe derzeit nicht an. Vom „Trotz wie im Kindergarten“, schreibt deshalb die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses Marie-Agnes Strack-Zimmermann. Grünen-Sicherheitsexpertin Sara Nanni findet den Zustand „kaum zu ertragen“ und der außenpolitische Sprecher der CDU prangert an: „Olaf Scholz will nicht, dass Russland verlieren lernt.“