ZUKUNFT DER "GORCH FOCK": Elsflether Werft hat Insolvenzantrag gestellt
Hintergrund der finanziellen Schwierigkeiten sind mutmaßlich veruntreute Gelder in Millionenhöhe, was Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) der vor rund drei Wochen geschassten Leitungsriege zuschrieb.
Wie es mit der „Gorch Fock“ weitergeht, bleibt also weiter ungewiss. Nach Meinung der FDP-Verteidigungsexpertin Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist eine Grundsatzentscheidung notwendig. „Von Reparatur kann keine Rede mehr sein“, sagte die Bundestagsabgeordnete im SWR.
„Wir haben es de facto mit einem neuen Schiff zu tun.“ Über den Zeitraum von einem Jahrzehnt seien ohne Kenntnis des Bundesverteidigungsministeriums Stück für Stück die Teile der „Gorch Fock“ ausgetauscht worden. „Wir haben jetzt die Situation, dass wir es zu Ende machen oder wir versenken es sprichwörtlich.“
Strack-Zimmermann verwies auf einen Bericht des Bundesrechnungshofs, in dem Kostensteigerungen bei der Reparatur des Segelschulschiffs dokumentiert seien. Außerdem bestehe in der Elsflether Werft Korruptionsverdacht. „Die ‚Gorch Fock‘ entpuppt sich immer mehr als Geisterbahn, in der man sich im Dunkeln bewegt und nicht weiß, an welcher Ecke gleich das nächste Gespenst herausspringt. Das ist bitter für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Werft, aber auch für die Steuerzahler.“
Trotz der Kostenexplosion bei der Sanierung der „Gorch Fock“ hält die FDP-Verteidigungsexpertin daran fest, dass die Bundeswehr ein Segelschulschiff braucht. „Es macht Sinn, dass Offiziere, die bei der Marine sind, segeln können und zwar in einem großen Verband.“ Dennoch müsse man trotz aller Verbundenheit mit der „Gorch Fock“, die ein Stück Bundeswehr-Geschichte sei, in die Zukunft gucken.
„Jetzt muss geklärt werden: Kann das Schiff noch in der Werft bleiben? Müssen unter Umständen die Ausschreibungen neu auf den Weg gebracht werden? Was passiert mit den vielen Mittelständlern, die bereits geliefert haben und jetzt auf ihr Geld warten.“ Auf diese Fragen müsse das Bundesverteidigungsministerium schnellstmöglich eine Antwort liefern, forderte Marie-Agnes Strack-Zimmermann im SWR.