Politische Streitschrift: Jochen Ott wirbt für „solidarischen Individualismus“

„Wenn Politiker Bücher schreiben, holen sie sich gerne einen Vertreter aus konkurrierenden Parteien zur Präsentation ihres Werkes. Im Falle des ehemaligen Kölner SPD-Parteichefs und Landtagsabgeordneten Jochen Ott war es gleich der ‚Klassenfeind‘. Marie-Agnes Strack-Zimmermann sitzt für die FDP im Bundestag, im Düsseldorfer Stadtrat und im Parteipräsidium. Es sei ‚sehr kühn‘, sie zu so einem Termin zu bitten, sagte die überzeugte Liberale. Auch wenn sie vieles teile, was Ott analysiere. Seine Schlussfolgerungen und politischen Forderungen finde sie jedoch ‚plump‘. ‚Aber das darf bei Sozialdemokraten sein‘, spottete die Eingeladene.
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FDP-Frau Strack-Zimmermann verteidigte nicht nur ihre Partei gegen die Kritik. Sie widersprach auch bei der Beurteilung der Grünen, allerdings um mit diesen noch härter ins Gericht zu gehen: Diese seien nicht liberal, sondern arrogant. Anstatt Individuen zu fördern und verschiedene Meinungen zu akzeptieren, würden sie sich anmaßen, zu beurteilen, was richtig und was falsch ist. Vor der kommenden Bundestagswahl zeigte die Abgeordnete wenig Interesse an der Suche nach Gemeinsamkeiten zwischen Gelb und Grün. Stattdessen hätte sie ‚Spaß daran, zusammen mit Ott die Grünen rauszulocken‘. Beide Politiker sehen die Gefahr, dass sich immer mehr aus wichtigen politischen Zukunftsdebatten ausklinken – sei es, weil sie sich nur noch für den eigenen Vorteil interessieren oder weil sie sich von Gebildeten oder lauten Interessenvertretern abgehängt fühlen.“
Artikel von Helmut Frangenberg